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Kultur & Events
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KUNSTMOMENTE
„Entscheidend ist das Erlebnis“
Was bedeutet Luxus in der heutigen Zeit? Dr. Reinhard Spieler, Direktor des Sprengel Museums Hannover, sieht ihn nicht in teuren Autos oder exklusiven Hotels – sondern in Zeit und Kunst.
Herr Dr. Spieler, was bedeutet Luxus für Sie?
Luxus lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten: Für mich bedeutet Luxus in erster Linie, Zeit zu haben. Insbesondere die Zeit und Muße, sich Dingen widmen zu können, auf die ich richtig Lust habe. Da sind wir dann auch schon schnell bei der Kunst: Wenn ich die Möglichkeit habe, mir Kunst anzuschauen oder mich damit zu beschäftigen, ist das Luxus für mich.
Definieren Sie Luxus eher in materiellen oder in immateriellen Dingen?
Der Luxus, der mich interessiert, ist eher immateriell. Für materiellen Luxus bin ich nicht besonders empfänglich. Es ist allerdings immer die Frage, wo man ansetzt: Gut zu essen oder einen guten Wein zu trinken, finde ich schon schön. Aber auch da ist die Frage: Wo fängt der Luxus an? Ich muss keinen Wein für 500 Euro trinken, ich bin auch mit einem für 15 Euro zufrieden. Es ist also ein bisschen fließend. Eigentlich kann ich auch mit wenig klarkommen, ohne dass es mir viel ausmacht. Luxus bedeutet für mich vor allem, Zeit zu haben. Das geht dann auch in Richtung Urlaub. Mir ist es nicht wichtig, in einem Fünfsternehotel zu übernachten. Mir geht es vielmehr darum, Zeit zu haben, um mir etwas anzuschauen oder irgendwohin zu fahren.
Wie würden Sie Luxus im Kontext eines Museums definieren?
Ein luxuriöses Museum ist für mich ein Ort, an dem die Kunst bestmöglich zur Geltung kommt. Wichtig ist aber auch das Drumherum, die Atmosphäre: gutes Licht, bequeme Sitzmöglichkeiten – ein Raum, in dem man zur Ruhe kommt. Es geht darum, sich voll auf die Kunst einlassen zu können. Nicht zuletzt ist auch ein gutes Café Luxus, wo man nach dem Rundgang verweilen kann.
Wo treffen sich Kunst und Luxus?
Luxus ist definitionsgemäß schon etwas, das nur begrenzt zugänglich ist. Und da sind wir dann schnell auch bei der Kunst. Für mich ist allerdings gar nicht so der Preis entscheidend, sondern eigentlich eher das Erlebnis, das ich damit verbinde. Das muss jetzt daher gar nicht besonders teure Kunst sein. Auch ein günstiges Kunstwerk von jüngeren Künstlerinnen und Künstlern kann mich begeistern.
Was würden Sie als den größten Luxus in Ihrer täglichen Arbeit bezeichnen?
Luxus ist für mich tatsächlich, dass ich kein Auto für mein Alltagsleben brauche, sondern jeden Tag eine knappe halbe Stunde mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann. Das ist für mich Luxus, den ich jeden Tag als solchen empfinde. Dabei kann ich total abschalten. Als wertvoll empfinde ich auch, jeden Tag von der hochkarätigsten Kunst umgeben zu sein, die sich eigentlich kein Mensch auf der Welt leisten kann, außer mir, weil ich im Museum arbeite. (lacht) Ich gehe immer gern durchs Haus und schaue mir die Kunstwerke an. Das ist für mich echter Luxus.
Gibt es für Sie bestimmte Bestände an Kunstwerken, die Sie als besonders luxuriös empfinden?
Es gibt viele Werke, die ich besonders toll finde. Seit Neuestem haben wir eine Arbeit von einem jüngeren Künstler namens Julius von Bismarck, die erst einmal gar nicht so luxuriös aussieht. Es handelt sich dabei um eine verrostete Hochseeboje, die sich nach dem Muster einer anderen Boje, die im Atlantik schwimmt, bewegt. Da gehe ich jeden Tag sehr gern vorbei. Die Bewegung der Boje löst bei mir sofort ein Gefühl der Entspannung und des Treibenlassens aus. Das finde ich total schön.
Inwiefern hat sich das Luxusempfinden in der Kunst mit der Zeit verändert?
Kunst war lange Zeit nur einem kleinen Kreis zugänglich. Heute möchten wir das ändern: Mit vielfältigen Vermittlungsangeboten wollen wir möglichst viele Menschen erreichen. Uns ist wichtig, dass niemand ausgeschlossen wird. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, unser Angebot barrierefrei und offen zu gestalten – damit Kunst für alle erfahrbar wird.
Welche immateriellen Aspekte wie beispielsweise Kreativität sind in Ihrem Beruf besonders wertvoll?
Ich habe viel Spaß an kreativen Tätigkeiten. Das ist aber natürlich nicht für jeden so. Für mich ist es ein Luxus, dass mein Beruf sehr abwechslungsreich ist. Bei mir sieht kein Tag wie der andere aus. Ich treffe jeden Tag die unterschiedlichsten Menschen: Da ist von Handwerkerinnen und Handwerkern bis hin zum Bundeskanzler alles dabei. Aber auch die Künstlerinnen und Künstler sind so unterschiedlich und bringen so verschiedene Themen mit, dass man sich jedes Mal wieder neu darauf einstellen muss, wenn man ein Projekt macht. Das hält einen frisch.
Würden Sie dahingehend Ihr Leben als luxuriös bezeichnen?
Ja, das würde ich schon sagen. Luxuriös ist als Begriff immer ein wenig schwierig in Bezug darauf, wie man es werten soll. Ich bin sehr dankbar und empfinde es als ein großes Privileg, dass ich so leben und arbeiten kann. Die Arbeit macht mir so viel Spaß, dass ich im Urlaub im hohem Maß dasselbe tue, als wenn ich arbeite. (lacht) Im Urlaub schaue ich mir ebenfalls viel an. Im künstlerischen Umfeld unterwegs zu sein, macht mir einfach total viel Spaß.
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Herr Busse, Sie sprechen davon, die DNA der Staatsoper Hannover erforschen zu wollen. Was haben Sie bisher herausgefunden?
Die Staatsoper Hannover hat einen Ruf für eine besondere Mischung: ein starkes Ensemble, ein breites Repertoire und gleichzeitig eine Offenheit für neue, auch experimentelle Sichtweisen auf klassische Stoffe. Diese Balance aus Tradition und Innovation ist für mich sehr reizvoll. Und dann ist da der Tanz: Hannover ist eine Tanzstadt. Der Tanz spielt für die Entwicklung eines diversen Publikums eine zentrale Rolle. Diese kulturelle Vielfalt ist tief in der Stadt verankert und soll unbedingt weiter gepflegt werden.
Wie blicken Sie auf die Arbeit Ihrer Vorgängerin Laura Berman?
Mit großer Wertschätzung. Sie hat das Haus vielfältig, zeitgemäß und divers aufgestellt. Ich möchte diese Linie weiterentwickeln und mit eigenen Impulsen ergänzen.
Wie möchten Sie neue und jüngere Zielgruppen für die Oper begeistern?
Ich glaube nicht an generelle Rezepte. Aber wir wollen konkrete Projekte entwickeln: ein neues Format namens „Opera Lab“, das sich auch mit KI auseinandersetzt, eine mobile Kinderoper, Kooperationen mit unserer Vermittlungsfirma Xchange und samstags ein offenes Foyer als niederschwelligen „dritten Ort“. Das Haus soll einladender werden, über die klassische Vorstellung hinaus.
Ein kurzer Ausblick: Worauf darf sich das Publikum freuen?
Die erste Spielzeit beginnt mit Richard Wagners „Lohengrin“, inszeniert vom französischen Regisseur Richard Brunel. Es folgen unter anderem Mozarts „Don Giovanni“ in poetischer Lesart, das Broadway-Musical „Anything Goes“, Korngolds „Die tote Stadt“ und Verdis „Il Trovatore“ in zeitgenössischer Bildsprache. Im Ballett erwarten das Publikum Übernahmen und Neuproduktionen von Goyo Montero, darunter „Goldberg“ und eine neue „Schwanensee“-Choreografie. Und im Ballhof feiert die Auftragsoper „Homo Oeconomicus“ ihre Uraufführung – ein gesellschaftskritischer Blick auf den Neoliberalismus. Eine Spielzeit mit Haltung, Vielfalt und offenen Türen.
In Busses erster Spielzeit wird neben klassischen Opern wie Richard Wagners „Lohengrin“ auch das Broadway-Musical „Anything Goes“ auf dem Programm stehen.
Gibt es Produktionen, die Ihnen ganz persönlich am Herzen liegen?
Absolut. Ich freue mich sehr auf unsere deutsche Erstaufführung von Pascal Dusapins „Penthesilea“, einem intensiven Werk zeitgenössischer Musik. Auch „Anything Goes“ von Cole Porter liegt mir am Herzen – ein wunderbar leichtes, dabei hochaktuelles Musical. Und natürlich „Lohengrin“ als großer Auftakt mit einer internationalen Koproduktion.